Menschenrechte – sind die Kunst oder können die weg?

Ausstellung auf dem Marktplatz regt Einsatz für die Menschenrechte an
Wie zeitgemäß sind eigentlich die Menschenrechte im Angesicht der Vielzahl globaler Krisen und Kriege? Das hat Arbeit und Bildung e.V. am vergangenen Freitag auf dem Marburger Marktplatz etwas provokant gefragt: „Menschenrechte – sind die Kunst oder können die weg?“ Im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus präsentierten wir die Plakatausstellung „Parcours der Menschenrechte“ vor dem Rathaus.

Anstatt über die Menschenrechte im Allgemeinen zu reden, verfolgt die Ausstellung das Ziel, jeden einzelnen der 30 Artikel der Menschenrechtskonvention sichtbar zu machen. Auf diese Weise soll deutlich werden, wovon eigentlich genau gesprochen wird, wenn von Menschenrechten die Rede ist. „Alle kennen die Menschenrechte, doch kaum jemand weiß, was dort genau geschrieben steht. Das möchten wir ändern,“ erklärt Felix Klinger, Abteilungsleiter für politische Bildung bei Arbeit und Bildung e.V. und lädt Passant*innen zum Gespräch ein.

Daniel Jonas zum Beispiel fragt sich, „wie die Menschenrechte praktisch gelebt und umgesetzt werden sollen, wenn man manchmal nicht weiß, wo ein Menschenrecht des Einen anfängt und eines Anderen aufhört.“

Auf Schwierigkeiten und Unterschiede in der Umsetzung der Menschenrechte im globalen Vergleich machte Andrea Jaramillo aufmerksam. Die Kolumbianerin schaut sich §24 an, der besagt, dass jeder Mensch Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigem bezahlten Urlaub hat. Mit Blick auf Personen, die in ihrem Heimatland auf der Straße Waren verkaufen und morgen nicht wissen, ob die Einnahmen für´s Überleben reichen, ist für sie dieser Paragraph weit weg von der Lebensrealität vieler Menschen, insbesondere im globalen Süden. Dennoch sehen Jonas und Jaramillo die Auseinandersetzung mit den Menschenrechten als essentiell wichtig. Jaramillo kam eigens wegen der Ausstellung zum Marktplatz.

Viele Gespräche wurden an diesem Nachmittag auf dem Marktplatz geführt. Für Felix Klinger ist deutlich geworden, dass es sich lohnt, für die Menschenrechte einzustehen und sich stark zu machen: „Für eine Welt, in der Auschwitz sich nicht wiederholt und alle ohne Angst verschieden sein können, ist dieser Einsatz alternativlos“. Jeder Mensch könne in seinem Umfeld etwas tun, um die Menschenrechte zu verteidigen. Wichtig sei, dass dabei immer alle Menschen mitgedacht werden und nicht nur einzelne Gruppen, so Klinger.

Wer eine Idee hat, wie ein Menschenrecht für alle Menschen aussehen könnte, kann sich hier oder über den QR-Code interaktiv äußern. Die Beiträge werden nach den Osterferien anonymisiert auf unserer Homepage und auf unseren Social-Media-Kanälen veröffentlicht.

Wir werden uns weiter für die politische Bildung in der Region stark machen. Der „Parcours der Menschenrechte“ kann kostenfrei in Bildungseinrichtungen und bei öffentlichen Veranstaltungen ausgeliehen werden.

Kontakt: Arbeit und Bildung e.V., Krummbogen 4, 35039 Marburg, Felix Klinger, Tel. 06421 / 9636-0.