Technische Neuerung zum Erhalt von Arbeitsplätzen für Schwerbehinderte

Nach drei Jahren Entwicklungszeit ist die Freude über die neue Technologie zur Arbeitserleichterung bei Buderus groß. v. li.: Uwe Zacharias vom Integrationsfachdienst (IFD), Yusuf Eroglu, Schwerbehindertenvertreter bei Buderus, Andreas Sack und Roland Taba, Einrichter bei Buderus.

Buderus Guss in Breidenbach hat eine deutschlandweit einzigartige Technologie fertigen lassen mit dem Ziel, schwerbehinderte Mitarbeitende zu entlasten. Gefördert wurde das Projekt vom Integrationsamt Kassel. Unterstützung vor Ort gab es durch den Integrationsfachienst (IFD) von Arbeit und Bildung e.V. Marburg.

Es ist klein und wendig und kann mit einer Art Joystick von einem Einsatzort zum anderen gelenkt werden. Mit dem ausfahrbaren Kran-Arm reicht die 1,7 Tonnen schwere technische Spezialanfertigung dem Einrichter Roland Taba von Buderus bis knapp über Bauchhöhe. Und doch ist das Gerät der ganze Stolz der Firma. Für zehn Einrichter in drei Schichten erleichtert der kleine Kranwagen das Wechseln der sogenannten Spannfutter, die je nach Größe der zu produzierenden Bremsscheiben gewechselt werden muss. „Früher wurde das Spannfutter mit einer Art Galgen gewechselt. Das bis zu 200 kg schwere Spannfutter wurde damit angehoben und der Einrichter musste sich in dem engen Raum unter das Metallteil bücken, um die Schrauben zu lösen und es herausziehen“, beschrieb Rüdiger Mosis, Abteilungsleiter Mechanische Bearbeitung, die körperlich schwere Tätigkeit. „Wir haben bei anderen Firmen mit ähnlichen Arbeitsprozessen angefragt. Alle machten es so oder ähnlich“, ergänzt Mosis.Roland Taba, Einrichter bei Buderus, führt die neue mobile Technik zum Spannfutterwechsel vor.

Durch den neuen Kran-Wagen wird das Spannfutter jetzt sicher aus der Maschine gehoben. „Was wir mit der neuen Technik erreicht haben, sind gleich vier große Vorteile: Verbesserung des Arbeitsablaufes, unsere Mitarbeitenden haben deutlich geringere körperliche Belastung, wir konnten die Arbeitssicherheit erhöhen und der Zeitaufwand für die Tätigkeit konnte reduziert werden“, erklärt Vorarbeiter Andreas Sack, der an der Entwicklung beteiligt war.

Die Idee des Kran-Wagens entstand vor drei Jahren bei einem Gespräch im Rahmen eines betrieblichen Eingliederungsmanagements. Ein solches Gespräch wird Mitarbeitenden angeboten, die mehr als sechs Wochen krank waren. „Ziel des Gespräches war es, herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen den Fehlzeiten und der Arbeitsbelastung gibt, um hier möglicherweise gegenzusteuern. Dabei waren neben der Personalabteilung, der betroffene Mitarbeiter, der Betriebsrat, die Schwerbehindertenvertretung, der Werksarzt, das Integrationsamt und der Integrationsfachdienst (IFD) beteiligt. Unsere Idee ist nun nach drei Jahren endlich umgesetzt“, erklärt Personalleiter Bernd Hoffmann.

Neue Technik bei Buderus erleichtert Arbeitsabläufe.Eine besondere Herausforderung war es, eine Firma zu finden, die die Technik entwickeln und bauen konnte. Zwei Firmen wurden beauftragt, erzählt Rüdiger Mosis, die die Aufgabe als unlösbar erklärten. Erst die dritte Firma legte ein machbares Angebot vor für die Kosten von knapp 73.000 €. Das zuständige Integrationsamt Kassel stand mit dem beratenden Ingenieur Wolfgang Holzki und der Sachbearbeiterin Corinna Bigge zur Seite und genehmigte die Förderung von ca. 47.500 € im August 2020. Uwe Zacharias vom Integrationsfachdienst (IFD) bei Arbeit und Bildung e.V. in Marburg unterstützte vor Ort. „Die Förderung vom Integrationsamt war aber nur möglich, weil auch Schwerbehinderte betroffen sind. In diesem Falle sind es zwei schwerbehinderte Personen von insgesamt 10 Einrichtern, die das Gerät nutzen.“ Der IFD arbeitet im Auftrag des Integrationsamtes und berät Mitarbeitende und Betriebe bei Fragen rund um die Beschäftigung von Schwerbehinderten.

Um die Teilhabe am Arbeitsleben zu fördern, sind Betriebe über 20 Arbeitsplätze gesetzlich verpflichtet, mindestens fünf Prozent der Mitarbeitenden mit einer Schwerbehinderung oder Gleichstellung zu beschäftigen. Betriebe, die diese Schwerbehindertenquote nicht erreichen, müssen eine Ausgleichsabgabe zahlen, die wiederum solchen Projekten wie bei Buderus zu Gute kommen. Yusuf Eroglu, Schwerbehindertenvertreter bei Buderus, erklärt: „In den Kosten für das neue Gerät steckt auch die Entwicklung mit drin. Nur mit dem Zuschuss vom Integrationsamt wurde das alles möglich. Jetzt freuen sich nicht nur die zwei schwerbehinderten Einrichter, sondern auch die anderen acht, die präventiv vor zu starker körperlicher Belastung geschützt werden. Außerdem kann unser Kran-Wagen nun auch anderen Firmen angeboten werden, die von dieser Entwicklung profitieren“.

Weitere Informationen zum IFD bei Uwe Zacharias oder hier.