Lebenswelten wandern weiter

Kunstgalerie in der Haspelstraße 1 zeigt fotografische Werke geflüchteter Frauen

Es regnet. Eine Frau hält einen runden Spiegel in der Hand und blickt in ihr Gesicht. Ein Regentropfen fällt auf den Spiegel und läuft langsam ihr Gesicht herunter. Es sieht aus als würde sie weinen.

Die Frau auf dem Foto ist Elham Azima. Sie ist Teilnehmerin von Lebenswelten, einem Empowerment-Projekt für Frauen mit Fluchterfahrung von Arbeit und Bildung e.V. Sie und die anderen Frauen des Projekts haben an mehreren Fotoworkshops mit dem Marburger Fotografen Jan Bosch teilgenommen. Ihre Werke werden seit Anfang des Jahres an verschiedenen Orten in Marburg präsentiert. Magdolna Bezerédy, Kursleiterin des Projekts findet die Wanderausstellung ist „eine tolle Möglichkeit für unsere Frauen, ihre Gedanken, Gefühle und Träume mit der Marburger Bevölkerung zu teilen“. Lebenswelten wird vom paritätischen Gesamtverband, dem Bundesministerium des Innern, Bau und Heimat sowie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert.

Die Wanderausstellung startete zum Internationalen Frauentag am 08. März 2021. Das Gleichberechtigungsreferat der Stadt Marburg organisierte zu diesem Anlass eine Sonderausstellung im Erwin-Piscator-Haus. Im Zeitraum vom 01. März 2021 bis 21. April 2021 waren dort auch die Werke von Lebenswelten zu sehen. Im Anschluss wurden sie bis Ende Juni 2021 im Marburger Rathaus ausgestellt. Seit Anfang Juli haben die Fotografien ihren vorerst letzten Ausstellungsort in der Kunstgalerie Haspelstraße 1 in Marburg erreicht. Aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage mussten weitere Ausstellungsorte abgesagt werden.Kursleiterin Magdolna Bezerédy (li.) mit einigen der Künstlerinnen: Dalal Yahya,  Kaltom Abdullahi, Tasnim Abozamel, (2. bis 4. v. li.), Nowar Safadi (1. v. re.) und der Galeristin Elisabeth Sabo (2. v. re.) in der Ausstellung von Lebenswelten.

Die Galerie in der Haspelstraße 1 wurde 2017 von sieben Künstler*innen verschiedener Richtungen gegründet. In ihren Räumen zeigen sie eigene Werke, wie Skulpturen, Grafiken und Malereien. Sie sehen sich aber auch als soziale Gemeinschaft, die mehr Vielfalt in der Marburger Kunstszene ermöglichen möchte. Deshalb teilen sie die Räume ihrer Galerie, damit auch andere Kunstschaffende ihre Werke einem breiten Publikum präsentieren können. Elisabeth Sabo, eines der Gründungsmitglieder der Kunstgalerie, kennt die Erfahrung als Migrantin nach Deutschland zu kommen und weiß, „wie wichtig die Aufmerksamkeit und Anerkennung der eigenen Kunst für die Integration“ von Frauen mit Fluchterfahrung sein kann. „Darüber hinaus ist Kunst auch immer eine Form von Therapie und eine Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen, zum Beispiel auf der Flucht oder nach der Ankunft, zu verarbeiten.“, ergänzt Bezerédy.

Es ist das erste Mal, dass Menschen mit Fluchterfahrung in der Haspelstraße 1 ausstellen und die Galeriegemeinschaft kann sich gut vorstellen, diesen Künstler*innen jetzt öfter die Möglichkeit anzubieten. Dalal Yahya, eine Teilnehmerin von Lebenswelten, freut sich über den neuen Ausstellungsort: „Wir kommen zwar aus verschiedenen Ländern und sprechen nicht alle die gleiche Sprache, aber durch die Kunst können wir trotzdem miteinander kommunizieren.“

Die Ausstellung “Lebenswelten” kann vom 06. Juli 2021 bis 13. Juli 2021 in der Haspelstraße 1 besucht werden. Geöffnet ist die Galerie Dienstag bis Freitag von 15 - 18 und Samstag von 13 - 15 Uhr. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig. Es gelten die aktuellen Coronavirus-Schutzverordnungen der hessischen Landesregierung.